August 2013. Das elfte Schuljahr hat begonnen. Die Qualifikationsphase. Zusammen mit meinen beiden Freundinnen aus meiner alten Klasse laufe ich zu Raum 157. Wir alle sind ziemlich gespannt, was uns erwarten wird. Im Raum ist es schon ziemlich voll. Der Gedanke, nicht mehr im Klassenverband Deutsch zu haben, ist irgendwie doch noch sehr ungewohnt, obwohl ich Kurse eigentlich schon aus der 10. Klasse von den Nebenfächern kenne. In der vorletzten Reihe finden wir einen Platz. Wenig später erscheint unsere Lehrerin, und die erste Deutsch-LK-Stunde meines Lebens beginnt.
Während die grundlegenden Dinge geklärt werden, bekomme ich eigentlich auch schon Zweifel. Was, wenn es total anders ist als vorher? Was, wenn ich plötzlich schlecht in Deutsch bin? Was, wenn ich ausgerechnet in meinem Leistungskurs versage? Aus dem Augenwinkel registriere ich mehrere Schülerinnen und Schüler, die mitschreiben. Sollte ich das auch tun? Ich dachte, das wäre jetzt einfach nur Grundsätzliches, was man sich merken sollte… Es geht um das Thema Hausaufgaben. Natürlich werde ich jede einzelne machen, nehme ich mir vor. Es ist ja schließlich mein Leistungskurs und da möchte ich doch nicht schon zu Anfang den Faden verlieren. Was aus meinen anfänglichen Ängsten und guten Vorsätzen geworden ist, sollt ihr im Folgenden erfahren. Dieser Post soll eine Entscheidungshilfe für all diejenigen sein, die darüber nachdenken, Deutsch als LK zu wählen und soll bewirken, dass ihr in eurer ersten Stunde vielleicht schon ein bisschen besser informiert seid, als ich es damals war.
– Wie verläuft eine Unterrichtsstunde im Deutsch-LK?
Schon die erste Frage lässt sich leider nur schwer beantworten. Es ist schwer themenabhängig. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass der Unterricht nicht viel anders ist als vorher. Meistens werden zu Anfang erst mal die Hausaufgaben zur Stunde besprochen. Hier ist vor allem eines gefragt: Geduld! Auch wenn ihr euch vielleicht noch so viel Mühe gegeben und das Gedicht seitenlang analysiert habt und nun unbedingt wissen wollt, ob die Analyse euch gelungen ist, so müsst ihr trotzdem damit rechnen, dass ihr euch zunächst 5 Analysen eurer Mitschülerinnen und Mitschüler anhören und deren Vorzüge und Knackpunkte diskutieren müsst, bevor ihr an die Reihe kommt. Vorausgesetzt, ihr kommt überhaupt dran. Ansonsten besteht aber immer noch die Möglichkeit, die Hausaufgabe abzugeben, aber habt auch Verständnis, wenn die Lehrperson mal zu euch sagt, dass sie noch andere Klausuren korrigieren müsse und dass sie lieber nächstes Mal eine Hausaufgabe nachschauen würde. Aber vorerst genug zum Thema Hausaufgaben. Meistens sagt die Lehrperson dann noch ein paar Dinge zu dem zu analysierenden Text und schreibt einiges an die Tafel. Natürlich empfiehlt es sich hier, diese Dinge auch mitzuschreiben, da sie auf jeden Fall für die Klausurvorbereitung wichtig sein werden. Oft erfolgt danach eine Verallgemeinerung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse, die nun z.B. auf ein anderes Gedicht angewendet werden sollen. Danach ist die Stunde oft schon wieder vorbei und endet mit der Stellung der Hausaufgabe. Es gibt aber auch zahlreiche Stunden, die komplett anders verlaufen. DIE exemplarische Deutsch-LK-Stunde gibt es nicht. Je nach Thema, Fortschritt innerhalb des Themas, Arbeitsmethoden, Unterrichtsverfahren, kann eine Stunde ganz anders aussehen. Wie gesagt, wie vorher auch. Gerade der Deutsch-Unterricht in der 10. Klasse ist im besten Falle eine Vorbereitung auf den Deutsch-Unterricht im LK, der sich nun hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass man einfach mehr Zeit hat, die Dinge zu beleuchten, sie zu hinterfragen und zu diskutieren.
Damit sind wir auch schon beim Stichwort: Diskutieren! In meinem LK wurde immer unwahrscheinlich viel diskutiert. Über die Charaktere der Lektüren, über die Aussage des Gedichts, über alles. Ich möchte ganz ehrlich sein: Auf der einen Seite war es wirklich bereichernd und hat einem geholfen, das Ganze noch einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen, auf der anderen Seite ist man manchmal vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen und die Deutsch-LK-Stunde hat sich ewig hingezogen. Im Großen und Ganzen waren die 90 Minuten aber immer recht spannend.
– Welche Themen werden behandelt?
Der Deutschunterricht in der Schule hat einen ganz klaren Schwerpunkt: Die Literatur. Das merke ich vor allem jetzt, wo ich studiere und in diesem Semester nur Sprachwissenschaft mache. Für das Abitur ab 2017 haben sich die Vorgaben ein wenig geändert, aber meine eigenen Erfahrungen dürften relativ deckungsgleich mit denen derjenigen sein, die 2016 Abi machen. Meine Angaben beziehen sich auf NRW.
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“
LYRIK: Wir haben das Thema Lyrik fast vollständig behandelt. Damit meine ich, dass wir nicht nur, wie in den Vorgaben festgelegt, Romantik, Expressionismus und jüngste Gegenwart behandelt haben, sondern auch die Epochen dazwischen, angefangen bei Barock. Das Zitat oben stammt aus Heinrich Heines Loreley-Ballade, die uns mehrere Stunden beschäftigt hat. Die Vorteile des Themas Lyrik liegen darin, dass eine Gedichtsanalyse immer demselben Schema folgt, man kann also gut dafür lernen. Auch die Bestimmung von Metrum, Reimschema und Kadenzen sowie die Kennzeichen einer Epoche kann man sich gut aneignen. Der Nachteil ist meiner Meinung nach, dass man erst mal einen Zugang zur Lyrik finden muss, in der vieles in Metaphern oder zum Teil auch in heute nicht mehr geläufigen Redewendungen ausgedrückt wird. Gedichte sind nicht für jeden etwas und somit findet auch das Thema Lyrik seine Befürworter und Gegner. Für das Abi 2016 haben sich die Vorgaben nicht geändert, Romantik, Expressionismus und jüngste Gegenwart bilden nach wie vor einen Schwerpunkt, für das Abi 2017 und 2018 ist nur noch der Expressionismus gefragt, dafür aber auch poetologische Konzepte.
„Einem Liebhaber, der den Vater zur Hilfe ruft, trau ich – erlauben Sie – keine hohle Haselnuss zu.“
DRAMATIK: Auch das Thema Dramatik haben wir sicherlich ausführlicher gemacht als die Abijahrgänge nach uns. Für das Abitur 2015 musste man nicht nur Kabale und Liebe von Friedrich Schiller, sondern auch Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe lesen. Zusätzlich dazu haben wir uns noch mit Georg Büchners Woyzeck auseinandergesetzt, dieses soziale Drama hat mir von den drei genannten sogar am besten gefallen. Kabale und Liebe kam dieses Jahr im Grundkurs als Abithema, aber im LK fehlte Dramatik. Dass es keine Dramenaufgabe gab, fand ich persönlich sehr schade, ich hätte sie gerne genommen. Das Zitat stammt aus Kabale und Liebe, welches auch 2016 noch in den Abiturvorgaben vertreten ist. Der Vorteil dieses Werks besteht darin, dass es relativ leicht zu lesen ist – vorausgesetzt, man kommt mit der älteren Sprache zurecht – und dass man hierfür, wie generell für Dramen, wieder gut lernen kann, indem man sich ein Schema für die Analyse erstellt, sich zu den einzelnen Charakteren, der Epoche, den Deutungsansätzen und zum Autor etwas aufschreibt. Der Nachteil ist, dass es natürlich nicht mehr ganz zeitgemäß ist, sodass ich es an einigen Stellen etwas langweilig fand, gerade beim zweiten Lesen im Hinblick auf die Abiturvorbereitung.
Für das Abi 2016 wird nur noch Kabale und Liebe vorgegeben, an der Schule, an der ich mein Eignungspraktikum gemacht habe, wurde im LK aber auch noch Woyzeck behandelt, um ein Drama zum Vergleich zu haben. In den Vorgaben für das Abi 2017 und 2018 steht Faust I als Drama, da es aber dem Punkt „Strukturell unterschiedliche Dramen aus unterschiedlichen historischen Kontexten“ untergeordnet ist, ist aber auch hier davon auszugehen, dass ein weiteres Drama gelesen wird. Außerdem wird die Bühneninszenierung eines dramatischen Textes gefordert, was ich mir sehr interessant vorstelle, sofern es im Unterricht auch wirklich umgesetzt wird. Die Veränderung des Lehrplans passiert vom einen auf das andere Schuljahr und ist ja somit auch für die Lehrerinnen und Lehrer eine große Umstellung. Noch zu Faust: Das ist übrigens auch ein sehr interessantes und gelungenes Drama – ich habe es mit meinem Nachhilfeschüler gelesen!
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“
EPIK: Jeder, der schon 2016 Abi macht und Deutsch-LK hat, wird dieses Zitat erkannt haben, denn es ist der erste Satz von Kafkas Roman „Der Prozess“. In meinem LK haben wir Hiob, der Prozess sowie Tauben im Gras als Romane sowie Textbeispiele aus der Epoche der Neuen Sachlichkeit gelesen. Tauben im Gras, einer meiner absoluten Lieblingsromane, fällt leider zukünftig raus. Dennoch denke ich, dass die meisten von euch sich glücklich schätzen würden, denn es ist sehr anstrengend zu lesen. Es geht um einen einzigen Tag in der Nachkriegszeit in einer deutschen Großstadt und man erhält Einblicke in das Leben von über 30 Personen, die in einem komplizierten Geflecht irgendwie alle miteinander verknüpft sind. Der Schreibstil ist einzigartig, die Anwendung von Simultan- und Montagetechnik faszinierend. Marcel Reich-Ranicki hat gesagt: „Wer diesen Roman nicht gelesen hat, der soll nicht glauben, er kenne die deutsche Literatur nach 1945.“ Aber Schluss mit der Werbung, und zurück zu den relevanten Themen. Hiob hat mich persönlich zwar wenig angesprochen, obwohl es durch aus Identifikationspunkte gab, es ist aber ein insgesamt recht verständliches Werk und definitiv leichter zugänglich als Kafkas Prozess. Aber auch dieser Roman ist durchaus lesenswert und eine Erfahrung für sich. Und wenn man sich länger damit beschäftigt, so wird man sich erst des Facettenreichtums und der Vielfältigkeit der Erklärungsansätze bewusst. Im Grundkurs liest man anstelle vom Prozess übrigens Die Verwandlung. Hiob fällt mit 2017 weg, der Prozess bzw. Die Verwandlung bleiben aber auch 2017 und 2018 erhalten. Die Analyse eines Romans folgt ebenfalls einem konkreten Schema, dennoch finde ich die Analyse hier häufig komplexer, da es einfach noch mehr zu berücksichtigen gibt.
„Die Worte zerfielen mir im Mund wie modrige Pilze“
Hallo Chandosbrief! Mit dir habe ich mich schon seit längerer Zeit nicht mehr auseinandergesetzt, und das, obwohl ich dich eigentlich recht interessant finde. Das Thema „Reflexion über Sprache“ zerfällt in zwei große Themenbereiche: Spracherwerb und Sprachentwicklung sowie Sprachkritik, Sprachskepsis, Sprachnot. Der zweite Bereich wird nur im LK behandelt.
Spracherwerb und Sprachentwicklung: Hier wurden zahlreiche Sprachursprungstheorien behandelt, allen voran die „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ von Johann Gottfried Herder. Diesen Text haben wir, obwohl nur Auszüge gefordert sind, beinahe vollständig gelesen und ich gebe zu, das war gewiss nicht mein Lieblingsthema, weil ich es relativ schwer zu verstehen fand. Die modernen Sprachtheorien, zum Beispiel von Chomsky, Pinker und Tomasello waren da schon mehr mein Fall, wobei die bestimmt nicht in jedem LK gelesen werden. Das Thema Sprachwandel, welches übrigens gleich 5 Teilbereiche der Linguistik, nämlich Morphologie, Phonologie, Syntax, Semantik und Pragmatik umfasst, was mir allerdings erst im Studium aufgefallen ist, sollten wir uns als Projektarbeit selbst erarbeiten, was auf jeden Fall interessanter war als Herder. Zu diesem Thema passt natürlich eine Sachtextanalyse. Diese ist mir persönlich immer schwerer gefallen als die Analyse eines literarischen Textes, aber es gab auch genügend Leute, bei denen es genau andersrum war. Ein Sachtext kann aber natürlich auch mal zu einem Roman drankommen, aber dazu später mehr.
Sprachkritik, Sprachskepsis, Sprachnot: Jaja, die berühmt-berüchtigte Sprachkrise um 1900. Auch nicht unbedingt mein Favorit. Der Chandosbrief von Hugo von Hofmannsthal ist eigentlich sehr interessant, aber gewiss kein einfacher Text. Auch die Theorien von Nietzsche, von Wittgenstein und Karl Kraus musste ich mehrmals lesen. Dennoch ist auch dieses Thema definitiv zu bewältigen. Zum Thema Sprachkrise sollte man Gedichte und Sachtexte behandeln und obwohl ich Lyrik ansonsten gerne mag, war mir dies nicht gerade ein Vergnügen. Aber keine Sorge, im Abitur darf man ja wählen und wem es genauso geht wie mir, der hat – sofern die Sprachkrise überhaupt drankommt – immer noch zwei andere Aufgaben zur Wahl.
Für 2016 scheint es bezüglich dieses Themas genauso auszusehen wie bei mir, 2017 und 2018 jedoch wird zum Thema Sprache noch deutlich mehr gemacht. Der anfangs thematisierte Literaturschwerpunkt scheint hier also nicht mehr unbedingt zuzutreffen. Hier geht es nicht nur um Spracherwerbsmodelle, sondern schwerpunktmäßig auch um Mehrsprachigkeit, Sprachvarietäten und ihre gesellschaftliche Bedeutung (also zum Beispiel um Soziolekte), sowie um das Verhältnis von Sprache, Denken und Wirklichkeit (worum es ja bei der Sprachkrise auch ging). Sprache wird nicht nur als biologisches und kognitives, sondern vielmehr auch als soziales und historisches Phänomen betrachtet, was sicher sehr interessant ist und sich auch im Germanistikstudium als hilfreich erweisen könnte. Die großen Überthemen Kommunikation und Medien konnten bei uns allenfalls angeschnitten werden, in den Vorgaben ab 2017 sind sie aber fest verankert. Was genau diese Themen umfassen, könnt ihr in den Vorgaben nachlesen, ich persönlich kann leider nicht viel dazu sagen, außer dass sie im Studium vor allem im Teilbereich der Semantik und Pragmatik im Hinblick auf die Diskursanalyse behandelt werden.
– Wie ist der Unterricht im Vergleich zum GK/zum Unterricht vorher?
Wie ihr vielleicht schon aus den Zeilen herauslesen konntet, gibt es keinen großen Unterschied. Im GK bleibt euch der Prozess erspart, stattdessen werden ihr mit der Verwandlung konfrontiert. Für Abi-2016-Leute entfallen im GK die Gedichte der jüngsten Gegenwart, außerdem wird die Sprachkrise nicht zum Thema gemacht. Im Abitur 2017 und 2018 bilden die Themen „Verhältnis von Sprache, Denken und Wirklichkeit“ (siehe u.a. Sprachkrise), „Autor-Rezipienten-Kommunikation“ sowie „kontroverse Positionen der Medientheorie“ LK-spezifische Zusatzthemen, außerdem soll hier „Filmisches Erzählen“ thematisiert werden, während im GK die filmische Umsetzung einer Textvorlage in Ausschnitten Lerngegenstand ist. Im LK hat man insgesamt auch einfach mehr Zeit, die Lektüren und Texte zu besprechen. Im Vergleich zum Unterricht vorher werden alle Texte etwas komplexer, die Klausuren länger und die Zensuren (gerade im LK aufgrund der doppelten Wertung) etwas wichtiger.
– Wie sieht eine Klausur aus?
Die typische LK-Klausur besteht meistens aus zwei Aufgaben. Geht es um einen fiktiven Text, so ist die erste Aufgabe meistens die Analyse und die zweite Aufgabe irgendein Vergleich, zum Beispiel der Vergleich der Darstellung der Protagonisten in zwei verschiedenen Romanen. Hat man einen Sachtext vorliegen, soll meistens zunächst der Text analysiert und anschließend eine textgebundene Erörterung verfasst werden. Wie die Aufgaben gewichtet sind und wieviel Zeit man sich jeweils dafür nehmen sollte, geht meistens aus der Punktzahl hervor. Womit ihr jedoch rechnen müsst, ist, dass ihr für die zweite Aufgabe auch nochmal eine knappere Analyse eines zweiten Textes vornehmen müsst. Insgesamt sind Deutsch-LK-Klausuren auf jeden Fall machbar, mein einziges Problem war meistens die Zeit, jedoch ist klar, dass man in den anfänglichen 3 45-Minuten-Stunden nicht jeden einzelnen Aspekt im Detail erläutern kann. Natürlich ist aber auch die mündliche Mitarbeit sehr, sehr wichtig, da sie 50% der Note ausmacht.
– Lernaufwand für eine Klausur/für das Abitur
Zunächst die gute Nachricht: Der Lernaufwand für eine normale Klausur hat sich bei mir immer sehr in Grenzen gehalten. Ich hatte natürlich die Lektüre gelesen, von den aufgegebenen Analysen mindestens eine mal ausführlich gemacht, um zu sehen, ob ich es kann und auch sonst halbwegs im Unterricht aufgepasst. So hat es für mich meist ausgereicht, am Tag vorher nochmal den groben Inhalt in einer Erläuterung (ich empfehle die gelben von Klett, die sind wirklich super!) nachzulesen und mich ein bisschen über die Charaktere, die Epoche und den Aufbau der jeweiligen Analyse schlau zu machen, dies auf einen Zettel zu schreiben und den auswendig zu lernen. Bei Sachtexten sah das Ganze natürlich etwas anders aus: Hier habe ich mir die im Unterricht behandelten Texte nochmal durchgelesen und die Argumenttypen sowie den Aufbau einer Sachtextanalyse gelernt. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich a) relativ gut auswendig lernen kann und b) von Anfang an nie Probleme mit Rechtschreibung, Grammatik oder mit dem Ausdruck hatte und relativ gut formulieren kann.
Nun die etwas schlechtere Nachricht: Von meinen Abifächern war Deutsch eins der lernintensiveren, weil ich in den Osterferien (also zwei Wochen vor der Klausur) ALLE Lektüren (und bei mir waren es ja relativ viele) noch einmal gelesen habe, was natürlich eine Weile dauert. Zwar haben wir im LK die Themen aufgeteilt, allerdings kann ich mit meinen eigenen Zusammenfassungen am besten arbeiten und habe somit alle Themen noch einmal selbst gemacht. Ich habe für jedes Thema, mit allem, was dafür wichtig war, ungefähr 1-2 Tage gebraucht und jeden Tag ca. 5-6 Stunden daran gearbeitet, weil ich die restliche Zeit für meinen zweiten LK gelernt habe , den ich zwei Tage später geschrieben habe. Insgesamt war die Abiklausur nicht viel schwer als die vorigen und ich hätte bestimmt auch mit etwas weniger Aufwand eine sehr gute Note erreichen können. Wen es interessiert: Ich war in Deutsch eigentlich immer recht gut, ich hatte, seitdem es Noten gab (also seit der dritten Klasse) immer eine 1 auf dem Zeugnis und habe diesen „Rekord“ auch bis zum Abitur halten können. In meinem letzten Schulhalbjahr hatte ich sogar 15 Punkte. Das alles war aber, wie ihr seht, nicht unbedingt auf mein Lernen zurückzuführen, sondern eher darauf, dass Deutsch mir grundsätzlich recht leicht fällt und Spaß macht.
– Was möchte ich rückblickend noch sagen?
Meine Zeit im Deutsch-LK war eine sehr schöne, erlebnisreiche Zeit. Sie war geprägt von zahlreichen Diskussionen, mal mehr, mal weniger sinnvoll. Sie bestand auch aus Stunden, in denen ich mit den Gedanken vielleicht mal ganz woanders war, ohne dass ich am Ende wahnsinnig viel aufarbeiten musste. Ich möchte danke dafür sagen, dass mir der Umgang mit schwierigeren Werken, zum Beispiel mit Tauben im Gras erklärt wurde und vor allem dafür, dass auch das kreative Arbeiten bei uns nicht zu kurz kam, obwohl es mit keinem Wort im Lehrplan erwähnt wurde. Insgesamt habe ich es nicht bereut, Deutsch als LK gewählt zu haben und ich freue mich schon sehr darauf, irgendwann vielleicht einmal selbst einen LK unterrichten zu dürfen.
– Was sollte ich in den Deutsch-LK mitbringen?
Ich persönlich finde den Begriff geeignet/ungeeignet höchst problematisch, da jeder im Laufe der Zeit seinen eigenen Lernfortschritt erlebt und es auch bei uns im LK Leute gab, die sich erheblich verbessert haben. Dennoch gibt es ein paar grundlegende Dinge, die man mitbringen sollte, damit man selbst auch Spaß an seinem LK hat, denn das ist meiner Meinung nach etwas ganz Wichtiges!
Als allererstes sollte man Freude am Lesen haben und sich für Werke aus verschiedenen Epochen interessieren. Dass man nicht jede einzelne Lektüre gelungen findet, ist normal, doch auch das kritische Hinterfragen eines Textes sollte einen nicht komplett langweilen. Auch die Freude am Umgang mit Texten und das genaue Aufschlüsseln von diesen ist wichtig und eine Analyse sollte nach Möglichkeit nicht die schlimmste Beschäftigung, die man sich nur denken kann, darstellen.
Schön wäre natürlich auch, wenn man einigermaßen sicher im Bereich von Orthographie, Grammatik und Ausdruck ist, denn auch, wenn man keine Diktate oder Grammatikarbeiten schreibt, zählt die Darstellungsleistung immerhin wichtige 28 von 100 Punkten. Dennoch ist es natürlich kein Weltuntergang, wenn einem beim Verfassen eines so langen Textes in relativ kurzer Zeit in Klausuren der eine oder andere Flüchtigkeitsfehler unterläuft. Außerdem kenne ich auch Leute, die mit Lese-Rechtschreibschwäche den Deutsch-LK gemeistert haben, wenn vielleicht auch nicht mit einer 1 oder 2.
Da wie gesagt auch die mündliche Arbeit eine wichtige Rolle spielt, sollte man den Mut mitbringen, seine Analysen auch im Plenum vorzutragen und sich aktiv an Diskussionen zu beteiligen. Das Schöne an Deutsch ist, dass es hier nicht immer unbedingt nur Richtig und Falsch gibt, sondern auch mehrere Meinungen nebeneinander existieren können.
Insgesamt ist der Deutsch-LK meiner Meinung nach ein LK, der durch seine Vielfalt immer relativ viele Leute anspricht und deshalb auf jeden Fall eine Überlegung wert ist! Zudem sollte man sich überlegen, dass man Deutsch sowieso nicht abwählen kann und wenn man sich sowieso sicher ist, es ins Abi nehmen zu wollen, macht der LK auch keinen riesigen Unterschied mehr zum GK. Nur wer beim Lesen des Textes fast eingeschlafen ist und sich sicher ist, dass es nicht an Schlafmangel oder meinem Schreibstil liegt, der sollte die LK-Wahl nochmal überdenken :D!
Ich bedanke mich bei allen für das Lesen und hoffe, dass ich dem ein oder anderen helfen konnte! ❤